Heutzutage kämpfen viele Pferdebesitzer gegen die überflüssigen Pfunde ihrer Pferde. Über 60% der Pferde neigen dazu, schnell pummelig zu werden. Diese Neigung zu üppigen Fettpolstern bezeichnet man auch als leichtfuttrig. Diese Pferde haben oft einen sehr niedrigen Grundbedarf und sind aufgrund ihres Exterieurs häufig auch äußerst effektiv und energiesparend in ihrer Bewegung. Sie sind oft nur schwer im Idealgewicht zu halten.
Leichtfuttrige Pferde sind weit verbreitet. Sie stellen für den Pferdebesitzer und auch Pensionsstallbetreiber oft eine große Herausforderung dar. Der Begriff „leichtfuttrig“ bedeutet, dass das Pferd von sich aus einen sehr niedrigen Grundumsatz hat und das Nährstoffangebot aus einer normalen oder bereits reduzierten Ration für das Pferd mehr als ausreichend ist. Dazu kommt meist ein gleichzeitig sehr ausgeprägter und üppiger Appetit. Häufig mangelt es diesen Pferden auch an Arbeit, da ihre Leistungsfähigkeit oft stark unterschätzt wird.
Tritt alles zusammen auf, und erhält das Pferd eine ad libitum Heuration, kann man dem Pferd beim Zunehmen beinahe zusehen, denn Pferde sind in der Regel in der Lage, pro Tag ein ganzes Kilogramm Körperfett aufzubauen. Durch das Übergewicht, also die Adipositas, erkranken diese Pferde häufiger am Equine Metabolischen Syndrom (EMS) oder der Insulinresistenz (IR). Leider werden dicke Pferde meist als niedlich, gemütlich oder propper beschrieben. Dabei ist ein übergewichtiges Pferd auf vielen Ebenen krank. Ein dickes Pferd leidet meist an Stoffwechselerkrankungen, bekommt schlecht Luft und trägt mit seinen Hufen und dem Bewegungsapparat ein viel zu hohes Gewicht, auf das der Körper nicht ausgelegt ist. Gerade bei leichtfuttrigen Pferden ist ein besonderes Augenmerk auf den Erhalt des Idealgewichtes zu legen.
Ein leichtfuttriges Pferd zu erkennen ist einfach: Es ist bei der ad libitum Gabe von Heu bereits zu dick. Es verliert nur sehr langsam an Körpermasse, wenn es weiterhin ad libitum Heu erhält. Meist können diese Pferde eine beachtliche Muskulatur und Leistungsfähigkeit entwickeln. Sie bewältigen mit gutem Training große Strecken oder bringen sehr gute Fahrleistung.
Wetterumschwünge, Winter oder schwieriges Gelände macht diesen Pferden kaum etwas aus. Sie erhalten trotzdem ihre Laufleistung und Leistungsfähigkeit. Viele Pferde zeigen ein ruhiges, aber stetiges Fressverhalten über Stunden. Viele sind nicht besonders mäkelig oder anspruchsvoll in der Wahl ihrer Futtermittel. Meist sind sie sehr gute Familienpferde. Viele der leichtfuttrigen Rassen eignen sich für jeglichen Einsatz und sind wahre Allrounder – wenn da nicht die Pfunde wären.
Ein leichtfuttriges Pferd benötigt eine besondere Haltung und Fütterung. Ad libitum Heu funktioniert für die meisten dieser Pferde nicht. Stattdessen muss ad libitum Raufutter in Form einer Mischung aus 2/3 Heu und 1/3 Stroh angeboten werden. Dazu können Knabberhölzer dafür sorgen, dass die Pferde ausreichend Beschäftigung haben. Hier eignen sich Zweige von Birke und Hasel, aber auch von der Weide. Das Pferd muss mindestens 1,7kg Heu pro 100kg Köpermasse erhalten. Man geht hier allerdings auch immer von Soll-Gewicht aus, es sei denn das Pferd ist stark verfettet. Ein Pferd mit einem Sollgewicht von 500kg kann also 8,5kg Heu erhalten sowie 4,25kg gutes Futterstroh. Die Ration kann in einem Heunetz angeboten werden, um die Fresszeit zu verlängern.
Stehen Pferde in einer Haltung, in der ad libitum Heu angeboten wird, sollte dies nicht weiter fortgeführt werden. Entweder wird der Zugang zum Heu begrenzt oder ein Stallwechsel ist notwendig. Als Pferdebesitzer ist es jedoch nicht sinnvoll dauerhaft und zum Teil über Jahre gegen das Übergewicht des Pferdes anzureiten. Das Management sollte zum Pferd passen. In einer Gruppenhaltung sollten alle Pferde des Bestandes die gleichen Bedürfnisse haben. Ansonsten ist vor allem das Gewichtsmanagement ein zentrales Problem. Ein Pferd mit einer Ration aus 1-1,5kg Heu/100kg Körpermasse herunterzuhungern ist schlicht Tierquälerei und sollte auf jeden Fall vermieden werden. Abgesehen davon, dass diese Empfehlung aus der Ernährungswissenschaft sehr alt ist, lautete sie auch ursprünglich „1-1,5kg Heu in der Trockenmasse per 100kg Körpermasse zzgl. Stroh“, das entspricht etwa den bereits genannten „1,7kg Heu zzgl. Stroh“ und wurde im Laufe der Jahrzehnte unbewusst fehlerhaft übernommen. Pferde, die solch geringe Mengen (1-1,5kg/100kg Körpermasse) an Raufutter bekommen, sind sehr frustriert, leiden unter Magengeschwüren und können gefährliche Koliken entwickeln. Hunger ist auch bei leichtfuttrigen Pferden niemals eine Option.
Neben der Ernährung ist auch der Faktor der Arbeit für ein leichtfuttriges Pferd wichtig. Die entsprechenden Pferderassen sind oft für außerordentlich große Leistungen gezüchtet. Diese sollte auch regelmäßig abgerufen werden. Leichtfuttrige Pferde eignen sich in der Regel hervorragend zu ausgedehnten Geländeritten, Wanderreiten, zum Fahren sowie zum Distanzreiten. Auf eine gute Grundfitness ist hier besonders viel Wert zu legen. Diese Pferde können und sollten selbstverständlich auch Dressur geritten werden. Allerdings darf die Streckenarbeit nicht zu kurz kommen.
Die Fütterung eines leichtfuttrigen Pferdes sollte aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden: Der große Appetit des Pferdes und der geringe Energie- und weiterer Nährstoffbedarf des Pferdes. Grundsätzlich bietet es sich an, für ein leichtfuttriges Pferd ein hochwertiges Heu mit einem Energiegehalt <6,0Megajoule ME* in der Frischsubstanz zu wählen. Leider hat man darauf nicht immer einen Einfluss, da die Heuqualität mit dem Schnittzeitpunkt und der Witterung variieren kann. Hat man jedoch die Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, ist ein niedriger Energiegehalt bei leichtfuttrigen Pferden zu bevorzugen. Allerdings sollte der Eiweißgehalt bei gut 60g Rohprotein liegen, nicht darunter. Etwaige Defizite müssen ansonsten über ein Zusatzfutter aufgefangen werden.
Ein Beispiel anhand eines 500kg schweren, leichtfuttrigen Freizeitpferdes könnte sich so gestalten: Der Grundbedarf eines solchen Pferdes liegt oft bei < 60 Megajoule ME* in der Erhaltung. Das könnte durch die Nutzung um weitere 15 Megajoule ME* ansteigen, sofern das Pferd mindestens fünf Mal pro Woche aktiv geritten wird. Der Gesamtbedarf läge also bei maximal 75 Megajoule ME*. Nimmt das Pferd also von sich aus ad libitum Heu auf, kann die Aufnahmemenge bei 15kg liegen. Bei einer Energiedichte von 6,0 Megajoule ME*, würde das Pferd 90 Megajoule ME* aus dem Heu aufnehmen. Es entsteht ein Überschuss von 15 Megajoule pro Tag. Das Pferd würde auch mit Arbeit rasant zunehmen. Diesen Überschuss kann man nun mit einer Mischration aus 8,5kg Heu und 4kg Stroh ersetzen. Stroh enthält ca. 4 Megajoule ME*. Durch den höheren Rohfaserwert der Ration ist das Pferd trotzdem satt, nimmt aber nur 67 Megajoule ME* auf.
Es könnte also ein wenig mehr Heu fressen oder aber eine geringe Menge Kraftfutter, gerade in Leistungsphasen, erhalten. Auch in Zeiten wo nicht so aktiv geritten werden kann, nimmt das Pferd entweder leicht ab oder hält sein Gewicht, je nach Haltungsform, eine Weile. Falls ein Kraftfutter benötigt wird, weil dem Pferd ein wenig die Leistungskraft fehlt, gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder man wählt eine kleine Menge Hafer oder Gerstenflocken. Auch ein Müsli wäre möglich. Oder man entscheidet sich für eine etwas größere Menge eines getreidefreien Müslis. Das ist stark vom Geschmack des Pferdes und natürlich auch vom Stallmanagement abhängig. Manchmal macht es Sinn, durch die Wahl der getreidefreien Variante, die schlicht mehr Volumen in den Trog bringt, eine längere Fressdauer zu erzeugen, damit kein Futterneid entsteht.
Die Pferde aus leichtfuttrigen Rassen sind oft sehr stark bemuskelt und benötigen eine etwas höhere Eiweißration als ein Warmblut. Aber Vorsicht: Viel hilft nicht viel. Trotzdem ist ein Eiweißmangel zu vermeiden, ansonsten wird das Pferd abnehmen, aber gleichzeitig abmuskeln. Auch ein paar Möhren dürfen eine solche Mischration zusammen mit einem hochwertigen Mineralfutter ergänzen. Das Mineralfutter sollte so gewählt werden, dass es dem Pferd für seine oft üppige Bemuskelung und der meist auch recht ansehnlichen Haarpracht ausreichend Mengen- und Spurenelemente zur Verfügung stellt. Dazu gehören vor allem die Nährstoffe Eisen, Zink und Mangan aber auch Vitamin E und Vitamin B12.
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