Das Blutbild des Pferdes ist eine Momentaufnahme und gibt dem Tierarzt und dem Besitzer einen groben Überblick oder auch eine Idee, wenn etwas nicht stimmt. Viele Pferdebesitzer lassen einmal im Jahr oder auch mehrfach im Jahr ein solches Blutbild anfertigen. Allerdings ist dies beim gesunden Pferd nicht unbedingt notwendig, denn manche Blutparameter können sich innerhalb weniger Stunden kurzfristig verändern. Ist das Pferd also gesund, leistungsfähig und fröhlich, braucht man nicht unbedingt die Gewissheit über diese Analyse. Scheint das Pferd müde, krank, lethargisch oder zeigt sichtbare körperliche oder psychische Auffälligkeiten, ist der Blick ins Blut oft lohnend. Allerdings ist ein Blutbild allein nicht ausreichend. Eine echte Aussagekraft erhält man, wenn man die Symptome des Pferdes mit dem Blutbild und der Rationsanalyse in den Kontext setzt. Die Blutwerte allein, ohne das klinische Bild des Pferdes zu betrachten, sowie die Überprüfung der Ernährung via Rationsanalyse ist hingegen kein sinnvoller Ansatz. Heutzutage unterscheidet man zwischen einem „kleinen“ und einem „großen“ Blutbild. Was damit gemeint ist, kann aber je nach Labor und Tierarztpraxis variieren. Daher sollte der Umfang der Analyse bei Beauftragung der Blutabnahme besprochen werden, um eine zweite Blutabnahme zu vermeiden.
Das „kleine“ Blutbild enthält in der Regel die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie der Blutplättchen (Thrombozyten). Dazu wird der Hämoglobinwert bestimmt, der die Menge des roten Blutfarbstoffes ausdrückt. Der Hämatokritwert zeigt die Anzahl der roten Blutkörperchen im Gesamtvolumen des Blutes. Dazu wird noch das durchschnittliche Volumen der roten Blutkörperchen (MCV) sowie der durchschnittliche Hämoglobingehalt einzelner roten Blutkörperchen (MHC) und aller roten Blutkörperchen (MCHC) bestimmt. Veränderungen dieser Werte können auf Anämien, schwere Erkrankungen wie Magengeschwüre oder auch Spurenelementmangel hinweisen.
Das „große“ Blutbild enthält die Untersuchung der weißen Blutkörperchen. Daher nennt man das kleine und große Blutbild auch häufig rotes oder weißes Blutbild. Hier werden die weißen Blutkörperchen, genauer die Lymphozyten, Granulozyten und Monozyten, untersucht. Die Granulozyten werden weiterhin unterteilt in die Eosinophilen, Basophilen und Neutrophilen. Veränderungen dieser Werte zeigen Entzündungen und Immunreaktionen an. Darüber hinaus werden oft weitere Werte wie die Leberparameter, Nierenparameter sowie Muskelwerte erhoben. Ein Anstieg der Leberwerte und Muskelwerte zeigt einen Zellverlust an. Dies kann bei der Leber auf eine Vergiftung oder auch eine schlechte Rationsbilanz hinweisen. Bei erhöhten Muskelwerten kann schlicht das Training oder auch eine Myopathie dahinterstecken. Veränderte Nierenwerte geben einen Hinweis auf allgemeine Über- oder Unterernährung mit Eiweiß oder auch auf eine Erkrankung der Niere.
Die Kosten für ein Blutbild variieren je nach Umfang der Untersuchung und dem jeweiligen Tierarzt bzw. Labor. In der Regel müssen seit der Anpassung der Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) mit Kosten zwischen 120 und 350 Euro gerechnet werden. Neben den reinen Untersuchungskosten fallen häufig noch zusätzliche Gebühren für die Blutentnahme und die Auswertung der Ergebnisse an. Um eine genaue Kostenschätzung zu erhalten, empfehlen wir, sich direkt an den ausführenden Tierarzt zu wenden.
Die Kosten für ein Blutbild beim Pferd hängen meist von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel:
Die Interpretation eines Blutbildes sollte man dem Tierarzt überlassen. Trotzdem gehört das Blutbild in die Krankenakte des Pferdes und sollte daher dem Besitzer vorliegen. Bei der Ansicht der Laborwerte sollte immer der aktuelle Forschungsstand hinzugezogen werden, denn gerade bei Blutwerten arbeitet jedes Labor mit anderen Richtwerten oder Referenzwerten. Abweichungen sollten also immer diesbezüglich überprüft werden. Häufig versucht man auch über das Blutbild die Versorgung von den Mineralien- und Spurenelementen zu überprüfen. Dabei wird immer wieder angenommen, dass man die Grundversorgung mit den Elementen Kalzium und Phosphor, Magnesium. Eisen, Zink, Kupfer, Mangan sowie Selen über das Blutbild bestimmen und danach das Mineralfutter auswählen könnte. Das geht natürlich nicht. Während der Kalzium- und Phosphorspiegel im Blut hormonell gesteuert und damit gleichförmig gehalten werden, sind die Serumspiegel der Spurenelemente zum Teil sehr stark schwankend. Der Eisenspiegel müsste zudem über die Speichereisenstoffe Ferritin und Transferrin gemessen und nicht ausschließlich am Serumgehalt fest gemacht werden. Zink, Kupfer und Mangan stehen in direktem Zusammenhang mit der allgemeinen Gesundheit des Pferdes sowie der Eisen- und Kalziumversorgung und vielen weiteren Parametern der Ernährung. Daher sind auch sie als Einzelwert nicht aussagekräftig. Es ergibt keinen Sinn bei einem Zinkmangel dies, als Einzelpräparat zu füttern, ohne eine Rationsanalyse durchgeführt zu haben, um die Größe des vermeintlichen Defizites zu bestimmen. Vielmehr muss der Gesamtzustand des Pferdes, die Rationsanalyse und das Blutbild in den Zusammenhang gesetzt werden.