Bewegungsapparat

Arthrose beim Pferd- Wissenswertes im Überblick

Bei Arthrose handelt es sich um eine schmerzhafte Erkrankung des Gelenks, die durch die Abnutzung des Gelenkknorpels entsteht. Aus dieser resultiert eine Veränderung der Bewegungen im Gelenk und die damit einhergehende Aufrauhung des Knorpels, kleinen Rissen im Knorpel, einer Pseudozystenbildung und schnell dünner werdenden Knorpels bis hin zur direkten Reibung der Knochen aufeinander. Bereits die Aufrauhung ist schmerzhaft. In weit fortgeschrittenen Stadien kommt es an den Gelenkrändern zu Knochenzubildungen.
Krankheitsbild Wie entsteht Arthrose beim Pferd?

Arthrose bei Pferden ist in der Regel eine altersbedingte Abnutzungserscheinung. Mit dem Alter oder durch größere Belastungen schwindet sowohl der Gelenkknorpel als auch die Gelenkflüssigkeit, die sogenannte Synovia. Durch den dünner werdenden Gelenkknorpel und die fehlende Synovia verändert sich die Funktionsfähigkeit und Stabilität des Gelenks bei Pferden mit Arthrose. Das Gelenk besteht aus den Funktionseinheiten des Knochens, dem Knorpel und der Synovia. Alles wird von der Gelenkkapsel umschlossen. Die Knorpelschicht befindet sich am Endstück eines Knochens und ist je nach Belastung und Gelenk unterschiedlich dick. 

Zwischen den zwei Knorpelflächen befindet sich die Synovia, die auch oft als Gelenkschmiere oder Gelenkflüssigkeit bezeichnet wird. Die Synovia ist eine zähe, eher dickflüssige Substanz, die ein wenig an flüssigen Honig erinnert. Sie wird von speziellen Zellen im Gewebe der Gelenkkapsel gebildet. Die Gelenkkapsel ist für die Stabilisierung zuständig, aber auch zur Bildung und Reinigung der Synovia. Sie ist ein festes Bindegewebe, das dem Gelenk die allgemeine Form und Festigkeit gibt, aber auch eine feste Barriere bildet, um die Synovia im Gelenk zu halten und das Gelenk vor äußeren Einflüssen zu schützen. In größeren Gelenken sind außerdem verschiedene Bereiche durch ein Bindegewebe unterteilt, sodass sich verschiedene kleinere Räume bilden, in denen sich die Synovia befindet. So arbeitet das Gewebe effektiver. Das von der Synovia gebildete Gewebe wird als „Membrana Synovialis“ bezeichnet und enthält unterschiedliche Arten von Zellen. Darunter befinden sie sich die B-Synovialozyten, die den größten Teil der Synovia bilden. Ihnen gegenüber stehen die A-Synovialozyten, die die Gelenkflüssigkeit resorbieren, also entziehen und dadurch für eine beständige Reinigung des Gelenks sorgen. Die Synovia wird also dauerhaft auf- und abgebaut. Die Synovia besitzt neben der Aufgabe des Schmierens und Dämpfens auch die Aufgabe, den Knorpel mit Nährstoffen zu versorgen. Durch die Bewegung des Pferdes und immer wiederkehrende Kompression und Dekompression des Gelenkes werden die in der Synovia enthaltenen Nährstoffe in den Knorpel hineingedrückt und von diesem eingesaugt. 

Der Gelenkknorpel erhält dadurch benötigte Proteine (Eiweiße) und Lipide (Fette), aber auch Substanzen wie Glycosaminoglycane und Hyaluronsäure. Fließfähig wird die Substanz durch die sogenannten Mucine. Dabei handelt es sich um stark wasserbindungsfähige Polysaccharide. Dieses Zusammenspiel aus dem stabilen aber leicht dämpfendem Knorpel, der Synovia und der festen Gelenkkapsel sorgt für eine gleichmäßige und gute Bewegungsfähigkeit, indem die Knorpel mit wenig Reibung aufeinander gleiten. So können die Gelenke auch die Krafteinwirkung abfedern, die z.B. durch die Grundgangarten Schritt, Trab, Tölt und Galopp entstehen. Bei jeder Bewegung ist der Knorpel trotzdem einer Belastung durch Bewegung unterlegen. Kleine Mengen von Knorpelgewebe gehen verloren und werden über die A-Synovialozyten aus dem Gelenk resorbiert. Der verlorene Knorpel wird im Idealfall immer wieder aufgebaut. Allerdings hat Knorpelgewebe eine sehr langsame Wachstums- und Reparaturrate.

Symptome Arthrose beim Pferd – Symptome

Pferde mit Arthrose im beginnenden Stadium zeigen oft eine gewisse Unlust bei Belastung. Sie gehen langsam bergab oder scheuen bestimmte Bewegungen komplett. Häufig treten bei Arthrose beim Pferd unspezifische Lahmheiten auf. Die Gelenke erscheinen oft angelaufen oder schwammig und sind auffällig warm. Schreitet die Arthrose beim Pferd weiter voran, kommt es zu deutlichen Lahmheiten, Schwellungen und Gallenbildung, sowie zu sichtbaren Knochenzubildungen an den Gelenkrändern, großer Hitzeentwicklung und schweren entzündlichen Verläufen. Gleichzeitig können Gelenkszysten entstehen. Durch diese Zubildungen entstehen oft starke Bewegungseinschränkungen, die sich darin äußern, Pferde mit Arthrose die Gelenke gar nicht mehr beugen können oder sich nicht mehr ablegen wollen. Diese Pferde leiden dauerhaft unter Schmerzen.

Ursachen Ursachen für Arthrose beim Pferd

Die Hauptauslöser für Arthrose bilden die Alterung und Überbeanspruchung durch einseitiges oder zu hartes Training. In diesen Fällen wird die Knorpelfläche möglicherweise langsamer wieder auf- als abgebaut. Als Folge entstehen veränderte Bewegungsmuster der Gelenkflächen aufeinander. Das führt unweigerlich zu mehr Reibung und einseitigen Belastungen des Knorpels, der sich an diesen Stellen immer schneller abbaut. Irgendwann ist die Knorpelschicht so dünn, dass es infolgedessen zu Veränderungen der darunterliegenden Knochen kommt bis hin zu Knochenzubildungen und Aufwülstungen an den Gelenkrändern, den sogenannten Osteophyten. Auf der einen Seite ist Bewegung nötig, um den Knorpel mit Nährstoffen zu versorgen sowie für eine bessere Regeneration der Synovia unabdingbar, auf der anderen Seite entstehen Knorpelschäden durch einseitige oder zu starke Belastung und zu geringe Regenerationszeiten. Bereits das Stadium der stark aufgerauten Knorpelflächen kann für das Pferd schmerzhaft sein, weil Stöße und Belastungen schon nicht mehr zur Gänze durch das Gelenk abgefedert werden können. Der Knorpel selbst besitzt weder Blutgefäße noch Nervenbahnen und ist daher nicht schmerzhaft, weswegen man die Probleme im Bewegungsapparat erst dann entdeckt, wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist. Es kommt zu Knochenhautreizungen und kleinen Verletzungen des Knochens. Ist dies der Fall versucht der Körper in der Regel mithilfe einer starken Synoviaproduktion, diese Entzündungen abzumildern und die Verläufe zu verlangsamen, was sich oft in Gelenksschwellungen und Windgallen an den betroffenen Gelenken zeigt. Die Alterung betrifft jedes Gewebe, auch das Zellgewebe, welches die Synovia bildet. Der Knorpel wird durch diese Alterung immer langsamer wiederaufgebaut. Bei Überbeanspruchung kommt es zu Knorpelverletzungen und starker Aufrauhung, die schlussendlich auch zu Knorpelverlust führen kann. Dies kann jedoch auch durch Übergewicht beim Pferd geschehen, bei Huffehlstellungen oder schlechter Hufbearbeitung. Beides kann die Stellung der Knochen des unteren Bewegungsapparates zueinander negativ beeinflussen. Auch Unterernährung und Fehlernährung kann Arthrose beim Pferd begünstigen. Zu hohe Mengen an Kohlenhydraten sowie Proteinmangel kann dafür sorgen, dass die Synovia keine ausreichenden Mengen der Nährstoffe für den Knorpel enthält.

Behandlung Indikation von Arthrose

Arthrose ist nicht heilbar. Man kann jedoch versuchen, die Verläufe der Arthrose beim Pferd zu verlangsamen und damit dem Pferd mehr Lebensqualität zu sichern. Daher liegt der Fokus bei allen Therapien auf Schmerzlinderung und Verringerung der Verlaufsgeschwindigkeit sowie auf dem Erhalt der Bewegungsfähigkeit des jeweiligen Gelenks. Neben dem Einsatz von schmerzstillender und entzündungshemmenderMedikamente und Sondertherapien bedient man sich manueller Therapien, Massagen und Bewegungstherapien sowie nutritiver Interventionen über die Fütterung. Auch der Einsatz von Blutegeln zeigte bei Arthrose beim Pferd häufig positive Effekte. Bei den schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten handelt es sich um nicht-steroidale (NSAID) oder steroidale Substanzen (Glukokortikoide). Letztere werden in Verbindung mit Hyaluronsäure direkt in das betroffene Gelenk injiziert. Darüber hinaus finden auch verschiedene Formen der Eigenbluttherapien wie IRAP/ACS, ACP sowie die Stammzellentherapie vermehrt Anwendung, um Verläufe von Arthrose beim Pferd zu vermindern und die Selbstheilung anzuregen. In zahlreichen Fällen können außerdem per Arthroskopie abgesplitterte Knorpel- und Knochenteilchen herausgespült, wodurch der Knorpel geglättet wird. Bei den manuellen Therapien haben sich Magnetfeld- und Stoßwellentherapien zur Behandlung von Arthrose beim Pferd weitläufig durchgesetzt. Aber auch der Einsatz von Wärme durch Gamaschen oder Decken und durchblutungsfördernden Salben kann auf die Arthrose beim Pferd unterstützend einwirken – jedoch immer in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt.

Prävention Arthrose beim Pferd vorbeugen

Zur Vermeidung von Arthrose sollte sich das Pferd ohne Reiter in seiner Haltung bewegen können. Laufhaltungen wie Offen- und Aktivställe sind daher gut geeignet und für Pferde mit Arthrose oft die bessere Variante zu Boxenhaltung. Lange Stunden in der Box sind nicht förderlich für die Gelenksgesundheit, da das Gelenk zu wenig angeregt wird. Auch zu hohe sportliche Belastung, Übergewicht oder Fehlfütterung durch nicht optimal gestaltete Rationen lassen den Knorpel schwächer werden und können sogar neben Knorpelverlust zu Knochenauflösung führen. Der beste Schutz gegen Arthrose findet sich demnach in einer ausgewogenen, korrekten Ernährungsbilanz sowie in ausreichend Bewegung mit längeren Rekonvaleszenzphasen nach großer Leistung. Dauerhafte Bewegungsmöglichkeiten und vernünftiges Aufwärmen des Pferdes schützen genauso wie eine korrekte Hufbearbeitung und Vermeidung von Stellungsfehlern gegen Arthrose beim Pferd.

Arthrose beim Pferd - Unterstützung durch Futter

Neben der tierärztlichen Behandlung kann eine gezielte Fütterung verschiedener Futtermittel helfen, die Verläufe der Arthrose zu lindern. Jedoch sind die Forschungsergebnisse oft widersprüchlich. Wie groß der Einfluss der Futtermittel bei Prävention und Linderung von Arthrose beim Pferd also ist, bedarf weiterer Klärung. Trotzdem können Futtermittel einen wertvollen Beitrag in der gesundheitlichen Unterstützung des Pferdes leisten. Grundsätzlich ist eine korrekte Bilanzierung aller notwendigen Nährstoffe für das Pferd unumgänglich. Beginnend mit den Mengenelementen Kalzium und Phosphor, Natrium, Magnesium, Kalium und Chlorid bis hin zu den Spurenelementen Eisen, Zink, Kupfer und Mangan, Selen und Jod. Besonders den Spurenelementen Mangan und Zink wird im Bereich der Gelenksgesundheit ein großer Stellenwert beigemessen, da man sie sowohl in Synovia als auch in Knorpelgewebe und den B-Synovialozyten in größerer Dosis findet. Auch die Vitamine A, C und E sowie die Gruppe der B-Vitamine sind notwendig für ein gutes Allgemeinbefinden und ausreichend Antioxidation. In vielen Fällen erwies sich der Einsatz von Glucosamin, Chondroitin und Hyaluronsäure sowie Methylsulfonylmethan (MSM) zur Behandlung von Arthrose beim Pferd als sehr positiv. Außerdem sprechen zahlreiche Erkenntnisse und Erfahrungen für eine positive Auswirkung von Omega-Fettsäuren 3 und 6 aus Leinsamen, Leinöl oder nicht-entöltem Grünlippmuschelextrakt. Sie alle finden sich in einer gesunden Synovia des Pferdes wieder. Phytotherapeutisch gibt es viele lohnenswerte Ansätze zur Unterstützung durch die Nahrung bei Pferden mit Arthrose: So haben Hagebutten wahrscheinlich einen sekundär antioxidativen Effekt. Auch Ingwer und Teufelskralle können möglicherweise entzündungshemmende Effekte haben, eignen sich aufgrund der Reizstoffe jedoch nicht zur dauerhaften Fütterung. Die in der Weidenrinde enthaltene Salicylsäure wird auch im Humanbereich bei Arthrose kurzzeitig eingesetzt, daher zählen Weidenrinde und Weidenzweige zur Unterstützung des Pferdes als bewährtes Hausmittel zum kurweisen Einsatz.

FAQ

Häufige Fragen

Arthrose beim Pferd bildet eine schmerzhafte Erkrankung des Gelenks des Tieres, die durch die Abnutzung des Gelenkknorpels entsteht. Durch Arthrose beim Pferd verändern sich die Bewegungen im Gelenk, sodass der Knorpel aufraut und sich in diesem kleine Risse bilden. Zusätzlich kommt es zu einer Pseudozystenbildung, der Knorpel wird schnell dünner und dünner und schließlich reiben die Knochen direkt aufeinander. Arthrose beim Pferd ist bereits bei der Aufrauhung des Knorpels für das Tier sehr schmerzhaft.
Im Anfangsstadium zeigen Pferde mit Arthrose zunächst nur eine gewisse Unlust, wenn es zu Belastung kommt. Arthrose beim Pferd zeigt sich durch einen langsamen Gang oder das vollständige Verweigern bestimmter Bewegungen. Arthrose beim Pferd äußert sich zusätzlich durch Lahmheit und auffällig warme Gelenke. Bei weiter fortgeschrittener Arthrose beim Pferd werden Lahmheiten deutlicher, Schwellungen und Gallenbildungen sowie Knochenzubildungen treten auf und es kommt zu vermehrter Hitzebildung. In schlimmen, weit fortgeschrittenen Verläufen können Pferde die Gelenke gar nicht mehr beugen oder legen sich nicht mehr ab.
Arthrose beim Pferd ist nicht heilbar. Jedoch besteht die Möglichkeit, den Verlauf der Arthrose beim Pferd zu verlangsamen und die Schmerzen zu lindern. Im Fokus aller Therapieansätze sollte grundsätzlich die Erhaltung der Bewegungsfähigkeit stehen. Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente und Sondertherapien werden durch manuelle Therapien, Massagen und Bewegungstherapien sowie nutritive Interventionen über die Fütterung ergänzt.
Arthrose beim Pferd ist nicht heilbar. Jedoch besteht die Möglichkeit, den Verlauf der Arthrose beim Pferd zu verlangsamen und die Schmerzen zu lindern. Im Fokus aller Therapieansätze sollte grundsätzlich die Erhaltung der Bewegungsfähigkeit stehen. Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente und Sondertherapien werden durch manuelle Therapien, Massagen und Bewegungstherapien sowie nutritive Interventionen über die Fütterung ergänzt.