Arten
Die unterschiedlichen Arten der Muskulatur
Es gibt unterschiedliche Arten von Muskulatur: die (quer-)gestreifte und die glatte Muskulatur. Die quergestreifte Muskulatur ist die Skelettmuskulatur des Bewegungsapparates. Sie kann sehr lang oder auch kräftig und voluminös sein. Gute Beispiele dafür ist der lange Rückenmuskel im Vergleich zu der starken Schultermuskulatur oder der Behosung der Hinterhand. Ihr gegenüber steht die glatte Muskulatur, z.B. der Verdauungsorgane. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine eher feine und flache Muskulatur. Während die Kontraktion der quergestreiften Skelettmuskulatur eher stark und gleichmäßig ist, kontrahiert die glatte Muskulatur eher fein und beinahe vibrierend.
Eine Besonderheit stellt der Herzmuskel dar. Dieser gehört zur gestreiften Muskulatur, ist aber etwas dichter gewebt und zeigt auch Eigenschaften der glatten Muskulatur. Die quergestreifte Skelettmuskulatur kann man grob in zwei unterschiedliche Gruppen einteilen: Die langsam kontrahierende Muskulatur und die schnell kontrahierende Muskulatur. Pferde haben immer beide dieser Arten. Bei manchen Rassen, wie zum Beispiel dem Vollblut, ist aber die schnell kontrahierende Muskulatur stärker ausgeprägt. Das macht sie zu schnellen Sprintern. Bei Rassen wie den Kaltblütern ist die langsam kontrahierende Muskulatur vorherrschend. Sie eignen sich daher besser zu langer und ausdauernder Arbeit in ruhigem Tempo. Pferde, bei denen ein Muskeltyp dominiert, unterscheiden sich deutlich im Bedarf. Pferde mit mehr schnell kontrahierender Muskulatur benötigen oft eher schnell verfügbare Kohlenhydrate. Steigt der Energiebedarf über die Erhaltung, kann die Gabe von z.B. Getreide nötig sein. Das liegt unter anderem am großen Energieumschlag in diesen Muskelzellen. Gleichzeitig ist die Energiespeicherkapazität bei diesen Pferden geringer als bei Pferden, die eher langsam kontrahierende Muskulatur haben. Diese können im ruhigen Tempo sehr gut Energie verbrauchen und gleichzeitig den „Treibstoff“ ATP in beinahe gleicher Menge produzieren. Dieses Gleichmaß an Produktion und Verbrauch nennt man auch aeroben Stoffwechsel, da das Pferd für diese chemischen Prozesse ausreichend Atemluft aufnehmen kann. Hat das Pferd ausreichend Glucose und flüchtige Fettsäuren zur Verfügung, kann es sehr lange Strecken bewältigen. Wenn ein Pferd sprintet, gerät es hingegen schnell in den sogenannten anaeroben Stoffwechsel, da die Aufnahmekapazität der Lunge nicht ausreicht, um genug Sauerstoff zur Energieproduktion durch die Lunge in den Blutstrom zu befördern. Meistens sind auch die vorhandenen Mengen an Glucose und die Produktion von flüchtigen Fettsäuren aus dem Darm endlich.
Neben ausreichend Nährstoffen wie Glucose und den flüchtigen Fettsäuren benötigt das Pferd für Bewegungsfähigkeit noch ausreichend Kalzium. Kalzium ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Muskelzellen durch die Nerven angesprochen werden können. Man spricht dabei von der sogenannten Reizleiteraktivität. Während Kalzium für die notwendige Aufrechterhaltung der Leitfähigkeit sorgt, benötigt der Körper Magnesium zur aktiven Entspannung der Muskulatur. Darüber hinaus ist einer der grundsätzlichen Zellstoffwechsel zum Transport von sekundären Stoffen und Versorgung der Zelle an sich der stetige Austausch von Natrium- und Kaliumionen in und aus der Zelle. Einerseits regeln diese Elemente den pH-Wert innerhalb und außerhalb der Zelle, auf der anderen Seite dienen sie als Transporter für weitere Nährstoffe. Diese braucht die Zelle auch um gesund zu bleiben. Dazu gehören die bekannten Antioxidantien Vitamin E, Vitamin C und Selen. Sie sorgen für den Schutz der Zellmembran. Trotzdem hat eine Muskelzelle nur eine beschränkte Lebensdauer und wird nach einer Weile durch eine neue Zelle ersetzt. Dieser normale Verschleiß und auch die Neubildung ist ein normaler Lebensprozess. Um diesen normalen Verschleiß abzufangen, benötigt das Pferd alle Nährstoffe, die zur Bildung dieser Zelle notwendig sind. Daher nutzt das Pferd einen nicht unerheblichen Teil der aufgenommenen Aminosäuren und Proteine sowie Mengen- und Spurenelemente und Vitamine zur stetigen Neuformung von Muskulatur. Die Menge der Muskelzellen beim Pferd ist genetisch vorbestimmt. Man kann Muskulatur nicht „anfüttern“. Es wird also nicht mehr werden, wenn man bestimmte Substanzen über den Bedarf füttert. Muskulatur vergrößert sich lediglich im Diameter der Sarkomere und Myofibrillen. Das bedeutet, dass durch gezieltes Training, die Arbeitskapazität und auch der Energieumschlag der Zellen vergrößert wird. Dadurch vergrößert sich jede einzelne Muskelzelle, was optisch zu einer „besseren Bemuskelung“ führt. Auch die Leistungsfähigkeit verbessert sich dadurch natürlich. Je gesünder die Muskulatur ist und je regelmäßiger ein sinnvolles Training erfolgt, desto besser funktioniert auch die Zellneubildung sowie der Austausch von Nährstoffen in und aus der Zelle. Ist das Pferd nicht gut versorgt oder leidet es unter einer Muskelerkrankung sind allerdings Probleme vorprogrammiert.