Bewegungsapparat

Sehnenschaden beim Pferd – Was nun?

Sehnen übertragen die Bewegung des Pferdes durch die Muskulatur auf das Skelett des Pferdes. Sie sind das Bindeglied zwischen den Knochen und den Muskeln. Sehnen bestehen aus einem dichten Geflecht aus Kollagen, den sogenannten Sehnenfaserbündeln. Bei einem Sehnenschaden handelt es sich um eine Verletzung, Aufrauhung oder Riss eines solchen Geflechtes. Vornehmlich im unteren Bewegungsapparat. Meistens handelt es sich um die tiefe oder die oberflächliche Beugesehne des Pferdes.
Krankheitsbild Sehnenschaden bei Pferden: Symptome, Ursachen und Behandlung

Sehnengewebe besteht aus fest verwobenen Sehnenfaserbündeln aus Kollagenstrukturen. Sie werden durch Fibroblasten voneinander getrennt. Fibroblasten sind Zellen, die Glucosaminoglykane und die Kollagenfasern produzieren, aus denen die Sehne besteht. Sehnengewebe ist äußerst schlecht durchblutet. Das erkennt man bereits an der hellen, weißlichen Farbe. Durch die schlechte Durchblutung heilen Sehnen jedoch nur sehr langsam. Es kann bis zu einem Jahr brauchen, bis das Sehnengeflecht vom Körper komplett repariert und ausgetauscht werden kann. Im Durchschnitt muss der Pferdebesitzer ein halbes Jahr Rekonvaleszenz einplanen.

Symptome Symptome: Sehnenschaden beim Pferd erkennen

Sehnenschäden bei Pferden zeigen sich meist durch eine Schwellung an und um die Sehne. Auch Gallenbildung kann ein Hinweis auf eine Sehnenverletzung sein. Aus einer verletzten Sehne tritt ein wenig Blut aus. Dies ist allerdings durch das Fell des Pferdes nicht sichtbar. Sichtbarer ist eine recht ansehnliche Menge an Lymphflüssigkeit, die an und um die Pferdesehne das Gewebe ab dem Kronrand füllen kann. Häufig ist zu Anfang der Bereich um die Verletzung stärker geschwollen. Bei etwas älteren Verletzungen kann die Lymphflüssigkeit aber deutlich nach unten in Richtung Huf absacken. Gleichzeitig kommt es zu kleinen Entzündungsprozessen mit entsprechender Wärme- oder Hitzebildung. Rund um das Fesselgelenk kann es zur Pulsation kommen. Je größer der Schaden ist, desto größer sind in der Regel auch die Lahmheiten des Pferdes. Dies kann so weit führen, dass das Pferd vermeidet, den Huf aufzusetzen. Allerdings ist der Lahmheitsgrad nicht dazu geeignet die schwere der Verletzung ohne weitere Diagnostik zu bestimmen. Es ist immer ein Tierarzt zu Rate zu ziehen.

Ursachen Ursachen Sehnenschaden: Wie entsteht ein Sehnenschaden bei Pferden?

Die häufigste Ursache für einen Sehnenschaden ist die Überdehnung, Überbeanspruchung oder ein schockartiges Trauma. Je besser ein Pferd jedoch muskulär und neuronal trainiert ist, desto eher kann die Muskulatur mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen. Sehnenschäden durch Überbeanspruchung können hingegen durch Reiten in zu tiefen Böden entstehen. Auch zu lange Arbeitsphasen ohne adäquate Vorbereitung und mit zu wenig Rekonvaleszenzzeiten können problematisch werden. Hier treten die Probleme meist bei Jungpferden während oder nach dem Anreiten auf. Neben der allgemeinen Überbeanspruchung und damit einhergehende Microverletzungen kann es auch durch Überdehnung zu Schäden an den Sehnen kommen, zum Beispiel durch zu hohen Anspruch an gymnastizierende Übungen oder durch ein ungeplant schlechtes Aufkommen nach einem Sprung. Manche Pferde vertreten sich auch einfach. Die Überdehnungen sind in der Regel nach wenigen Tagen wieder völlig unauffällig. Die Schwellungen sind abgeklungen und das Pferd ist lahmfrei. Allerdings bedeutet das nicht, dass das Pferd gesund ist. Im Gegenteil: Sehnen können sowohl in der Längsachse als auch in der Querachse beschädigt sein. Bei Überdehnungen ist oft die Querachse stärker beschädigt als die Längsachse. Das macht die Sehne zwar schneller wieder befundfrei, jedoch ist die Sehne nach einer Überdehnung deutlich instabiler. Daher sollte vor allem bei der Überdehnung ein großer Wert auf eine lange Erholungspause gelegt werden. Ansonsten droht in der Folge bei bereits geringem Anlass eine Verletzung der Längsachse oder sogar ein Teilabriss sowie eine Perforation, das sogenannte „Loch in der Sehne“. Starke Traumata können direkt zu Teilrissen oder Teilabrissen führen. Je größer die Beschädigung ist, desto schlechter ist allerdings die Prognose. Fehl- und vor allem Mangelernährung im Eiweißbereich kann Sehnenproblematiken begünstigen. Erleidet das Pferd für 6 oder mehr Monate einen deutlichen Eiweißmangel, etwa durch eine unsachgemäße Radikaldiät, leidet auch die Qualität des Sehnengewebes deutlich. Ist das Pferd parallel sehr adipös und wird ohne Plan gearbeitet, kann es schnell zu einer schweren Überbeanspruchung oder sogar Sehnenverletzung kommen. Werden Jungpferde über ein Maß hinaus gemästet, kann dies auch Sehnenprobleme begünstigen. Durch unnötig hohe Getreidegaben kann es zu einer Dysbalance zwischen Knochenwachstum und Sehnenwachstum kommen und damit früh zu einer Sehnenüberlastung.

Behandlung Behandlung: Was tun bei einem Sehnenschaden beim Pferd?

Wird ein möglicher Sehnenschaden entdeckt, sollte man erst einmal die Sehne leicht mit Wasser kühlen, bis der Tierarzt eintrifft. Man darf jedoch keinesfalls mit Eis kühlen, um kein Zusammenziehen der Sehne zu provozieren. Der Wasserstrahl sollte nicht zu hart sein. Vielmehr sollte das Wasser leicht das Bein hinab rinnen. Damit kann die Schwellung etwas begrenzt werden. Es gibt zahlreiche Therapien zur Unterstützung des Sehnengewebes. Neben der Kühlung der Beine hat sich auch der Kalt-Warm-Wickel bewährt. Oftmals kommt eine Magnetfeldtherapie oder Stoßwellentherapie zum Einsatz. Besonders bei Teilabrissen der Sehne vom Knochen hat sich dies bewährt. Außerdem gibt es diverse Injektionstherapien zum Beispiel mit Wachstumsfaktoren, die die Fibroblastenaktivität stimulieren sollen, aber auch mit entzündungshemmenden, durchblutungsfördernden und lokal schmerzstillenden Präparaten wird gearbeitet. 

Physiotherapeutische Unterstützung ist bei Sehnenverletzungen zudem sehr sinnvoll. Im Akutfall verordnet der Tierarzt für wenige Tage absolute Boxenruhe. Da Sehnen jedoch sehr schlecht durchblutet werden, ist langsame Bewegung nach der Akutphase notwendig. Experten sind sich einig, dass nur eine Sehne in ruhiger Bewegung wirklich nachhaltig heilen kann. Da in den meisten Fällen die Pferde in der Box hohe Torsions- und Friktionskräfte durch Umdrehen entwickeln, wird meist dazu geraten, das Pferd auf die Weide oder einen großen Paddock mit festem Boden zu stellen, um unnötiges Drehen zu verhindern. Gelegentlich muss das Pferd an der Sehne operiert werden. Wann das Pferd postoperativ bewegt werden darf, entscheidet der Veterinär in Abhängigkeit der Verletzung und des Heilungsprozesses.

Prävention Sehnenschaden beim Pferd vorbeugen und Verletzungen der Sehne verhindern

Pferde sollten stets gut aufgewärmt werden. Das Reiten auf tiefen, unebenen oder matschigen Böden sollte nicht übermäßig betrieben werden. Besonders bei Jungpferden sollte man auf eine ausreichend lange Adaption an die spätere Aufgabe achten und die Remontenzeit nicht unnötig verkürzen. Pferde in Laufhaltungen erkranken seltener als Pferde in Boxenhaltung. Gleiches gilt für Pferde, die auf festen Böden stehen im Vergleich zu Pferden, die auf tiefen Sandböden gehalten werden. Überbelastungen in jeglicher Form sollten vermieden werden.

Fütterungsempfehlung Unterstützung des Pferdes durch Futter: Was füttern bei Sehnenschaden?

Viele Forschungen lassen positive Effekte durch die Fütterung spezieller Substanzen auf das Sehnengewebe vermuten. Dazu gehört Chondroitin und Glucosaminoglykane, zum Beispiel aus Grünlippmuschelextrakt. Aber auch die orale Gabe von der organischen Schwefelverbindung Methylsulfonylmethan (MSM) und Hyaluronsäure scheinen sich positiv auf die Sehnengesundheit auszuwirken.

FAQ

Häufige Fragen

Sehnenschäden bei Pferden zeigen sich meist durch eine Schwellung an und um die beschädigte Sehne. Gleichzeitig wird die Sehne warm oder sogar heiß. Rund um das Fesselgelenk kann es zur Pulsation kommen. Die meisten Pferde sind deutlich lahm, allerdings kann man am Lahmheitsgrad nicht die schwere des Schadens einschätzen. Dazu ist weitere Diagnostik durch den Tierarzt notwendig.
Es werden positive Effekte durch die Fütterung spezieller Substanzen auf das Sehnengewebe vermutet. Dazu gehört Chondroitin und Glucosaminoglykane, zum Beispiel aus Grünlippmuschelextrakt. Aber auch die Fütterung der organischen Schwefelverbindung Methylsulfonylmethan (MSM) und Hyaluronsäure scheinen sich positiv auf die Sehnengesundheit auszuwirken. Allerdings gibt es dazu keine wissenschaftlichen Belege.
Sehnenschäden können bei gutem Management oftmals komplett ausheilen. In der Akutphase ist meistens für ein paar Wochen Boxenruhe anzuraten, gefolgt von einem mehrmonatigen Weideaufenthalt. Allerdings muss dies immer im Einzelfall betrachtet werden. Bei schweren Verletzungen muss der Tierarzt eine dedizierte Prognose abgeben.