Stoffwechsel

Entgiften

Wenn Pferde sichtbare Probleme mit dem Stoffwechsel bekommen, wird häufig empfohlen sie zu „entgiften“ oder zu „entschlacken“. Dabei gibt es jedoch oft viele offene Fragen um das Entgiften an sich und was eigentlich damit gemeint ist. Denn der Pferdekörper besitzt verschiedene Möglichkeiten zu Entgiftung und ist auch ohne menschliche Hilfe in der Lage dazu.
Wie entgifte ich mein Pferd richtig?

Wenn man Informationen dazu sucht, wie man ein Pferd „entgiften“ kann, findet man in sozialen Netzwerken zahllose Tipps und Tricks, die dem Pferd vermeintlich helfen sollen „Giftstoffe“ auszuscheiden. Allerdings kommen die meisten davon eher aus dem Reich der Märchen. Oft wird unglücklicherweise auch der Eindruck erweckt, dass ein Pferd durchweg und permanent „vergiftet“ sei. Das ist natürlich nicht der Fall. Vielmehr ist die vermeintliche „Entgiftung“ ein normaler, körperlicher Prozess des Filterns und des Ausscheidens von Stoffen, die nicht mehr benötigt werden oder dem Körper schaden könnten. Pferde scheiden Stoffe über verschiedene Körpersysteme aus: Die Hauptausscheidungsorgane sind die Niere, der Darm, die Lunge und die Haut. Auch die Galle des Pferdes und die Leber gehören dazu. Aus diesen Organen heraus gelangen Stoffe entweder aus dem Pferd oder in ein weiterhin ausleitendes Organ. Entgiftung ist also nichts Esoterisches oder etwas, dass beim Pferd dringend durchgeführt werden müsste. Vielmehr sind es völlig natürliche Prozesse aus den genannten Organen. Diese kann man natürlich unterstützen.

Entgiften - Wie schütze ich mein Pferd?

Die Niere und der Darm sind die beiden größten Ausscheidungsorgane des Pferdes. Die Niere filtert Flüssigkeiten und kann störende und nicht mehr benötigte Substanzen über die Blase ausscheiden. Ähnliches kann auch die Leber. Sie filtert den Blutstrom aus dem Darm. Problematische Substanzen werden direkt aussortiert und über den Darm oder die Niere ausgeschieden. Der Begriff „Entgiftung“ implementiert, dass das Pferd „vergiftet“ sei. Das kann natürlich passieren, zum Beispiel durch eine Aflatoxinbelastung im Futter. Also durch Schimmelpilzgifte, sogenannte Mykotoxine. Es gibt zahllose Futterpilze, die ein Pferd belasten können. Zum Teil entstehen sie durch Lagerfehler, wenn das Heu zu eng gepresst und gelagert wird. Manche Pilze entstehen jedoch schon auf dem Feld im Heu und im Stroh. Dazu gehören auch sehr gefährliche, wie Mutterkorn. Heulage wird in der Regel von Pferden gut vertragen. Ist sie jedoch nicht gut gemacht, verdorben oder zu nass, stellt sie für viele Pferde eine erhebliche Belastung dar. Bei Verunreinigung des Futterstoffs mit einem toten Tier oder Erde droht entweder eine Listerienbelastung oder sogar eine Verseuchung mit dem Erreger Clostridium Botulinum. Beide können beim Pferd schwerste Vergiftungen erzeugen und zum Tod führen. Daher ist gerade bei der Produktion und der Fütterung von Heulage sehr große Sorgfalt notwendig, um Schaden vom Pferd fernzuhalten. Auch zu hohe Dosen an Blei, Selen oder Kupfer können ein Pferd nachhaltig vergiften. Insektizide und Pestizide gehören ebenfalls zu den typischen Vergiftungen eines Pferdes. Aber auch Vergiftungen durch Giftpflanzen wie das Jakobskreuzkraut oder die Herbstzeitlose. Die Schäden an Leber und Niere durch solche Stoffe, Substanzen oder Pflanzen sind häufig irreparabel. Die Organe nehmen also dauerhaften Schaden und bringen nicht mehr die Leistung wie vor der Vergiftung. Zu den eher geringgradigen Belastungen gehören Konservierungsstoffe aus Futtermitteln, Pilzgifte aus Gräsern von überweideten und ungepflegten Weideflächen, sogenannte Endophytengifte und auch schlicht die Überfütterung mit Nährstoffen wie Zucker und Eiweiß. Dies kann durch ungeeignetes Heu mit zu hohem Zuckeranteil geschehen oder durch zu frühes Anweiden auf zu üppigen Flächen. Zu hohe Kraftfuttergaben, mehrere Mineralfutter in Kombination und zu große Mengen an Möhren und Äpfeln können ein Problem werden. Auch Esparsette im Übermaß kann die Leber und die Niere – aber vor allem auch die Darmschleimhaut belasten. Sekundäre Pflanzenstoffe wie zum Beispiel übermäßige Aufnahme von Gerbstoffe aus Eicheln oder Kräutern können das Pferd in Bedrängnis bringen. Die Quelle der Giftstoffe können neben den Grundfuttermitteln und der falschen Fütterung natürlich auch das Wasser sein. Gerade bei Brunnen- und Zisternenwasser kann eine Belastung mit Bakterien oder Schwermetallen vorkommen.

Symptome Entgiften - Welche Symptome zeigt mein Pferd?

Vergiftungen oder Belastungen beim Pferd zeigen sich zunächst in durchfallartigen Erscheinungen. Gelegentlich auch mit Kotwasser. Darüber hinaus können Leber und Niere belastet sein. Dies zeigt sich im Blutbild des Pferdes, aber auch im allgemeinen Erscheinungsbild: Das Fell wird stumpf, die Pferde sind auffallend müde und leistungsschwach. Viele Pferde entwickeln Juckreiz oder generelle Hautprobleme wie Ekzeme und nässende Hautstellen. Oftmals ist der Fellwechsel stark verzögert. Die Hufe wachsen schlecht oder es zeigen sich Rillen und Dellen im Wandhorn. Manche Pferde entwickeln starke Immunreaktionen wie Nesselfieber, Allergien und Husten. Schwere Vergiftungen zeigen sich durch starkes schwitzen, zittern und Hufrehe.

Behandlung Wie helfe ich meinem Pferd mit einer Entgiftung?

Gesunde Pferde müssen nicht entgiftet werden. Auch der Fellwechsel ist kein Grund, ein Pferd entschlacken oder entgiften zu wollen. Befindet sich das Pferd in einer Lebenssituation, in der es vermehrt Nährstoffe benötigt, sollte man ihm diese zur Verfügung stellen, das ist ausreichend. Liegt eine echte Belastung der Leber oder der Niere vor und benötigt das Pferd Unterstützung bei diesen Funktionen, hat man viele Möglichkeiten ihm etwas Gutes zu tun. Die erste Behandlung von Vergiftungen bzw. der erste Weg in die Entgiftung ist, jegliche schädlichen Substanzen vom Pferd fernzuhalten. Dazu gehört natürlich, die Futterqualität genau im Blick zu haben und jegliche Aufnahme von Pilzen oder Pilzgiften sowie toxischen Substanzen zu vermeiden. Auch die Überfütterungmuss ausgeschlossen werden, da sie heutzutage eine der Hauptbelastungen für Niere und Leber darstellt. Das Wasser muss beste Qualität haben, da besonders zur Entgiftung der Flüssigkeitshaushalt des Pferdes elementar wichtig ist. Schwere Vergiftungen werden tierärztlich betreut.

Fütterungsempfehlung Wie kann ich mein Pferd mit Futter entgiften?

Zur Unterstützung bei den natürlichen Entgiftungsprozessen kann man sowohl die Leber als auch die Niere in ihrer Funktion und in ihrer Effektivität unterstützen. Bei der Niere hilft der Einsatz von harntreibenden Kräutern wie Birkenblättern, Goldrute, Himbeerblättern und Brennnesselkraut. Sie erhöhen den Harnfluss. Allerdings muss man sehr genau darauf achten, dass das Pferd ausreichend trinkt. Geschieht die Entgiftung durch den Darm, helfen Bierhefe, Pektine und ein Tee aus Pfefferminzblättern und Fenchelsamen, um die Ausscheidung anzuregen. Die Pektine und die Bierhefe helfen der Darmflora ein natürliches Gleichgewicht zu erhalten. Diese Futtermittel können sehr gut in ein getreidefreies Mash oder in ein Mash aus Leinsamen, Weizenkleie und Haferflocken eingerührt werden. Ein halber Teelöffel Salz oder eine geringe Dosis eines Elektroyteproduktes helfen dem Pferd ausreichend zu trinken und bieten viele Nährstoffe, die durch einen erhöhten Harnfluss eventuell ausgeschwemmt werden. Zur Unterstützung der Leber und der Galle eignen sich Mariendistelsamen und Artischockenblätter. Diese regen die Leberregeneration an und unterstützen die Galle in ihrer Funktion. Eine Mischung aus Chlorellaalge, Spirulina sowie hochwertigen Fettsäuren aus Distelöl, Drachenkopföl oder auch Hanföl können zusätzlich für Wohlbefinden sorgen. Pferde im Entgiftungsprozess benötigen häufig etwas mehr Zink, Vitamin C und E sowie die B-Vitamine da sie sehr viel durch den Darm ausscheiden. Ein hochwertiges und ausgewogenes Mineralfutter kann sie vor Mangelerscheinungen schützen.

FAQ

Häufige Fragen

Ein Pferd muss nicht entgiftet werden, da dies durch Futtermittel nicht möglich ist. An sich entgiftet sich das Pferd selbst mithilfe der Leber und der Niere. Diese kann man allerdings bei Bedarf unterstützen.
Bei einer Belastung des Pferdes durch unerwünschte Stoffe, ist der erste Schritt die Aufnahme sofort zu unterbinden. Dazu gehören verdorbene Futtermittel oder verunreinigtes Wasser sowie weitere Toxine. Danach kann man das Pferd zum Beispiel mit Mariendistelsamen oder nierenfunktionsanregenden Kräutern wie Brennnessel und Birkenblätter unterstützen. Allerdings muss jede dieser Gaben vorher mit dem Tierarzt abgestimmt werden da der Ursprung der Vergiftung oder Belastung genau geklärt werden muss.