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Bei der Kryptopyrrolurie (KPU) handelt es sich um eine weitestgehend erfundene Modekrankheit, die durch Fehlinformationen und irreführende Stimmungsmache alle paar Jahre im Pferdebereich auftaucht. Sie basiert auf einer aus dem Humanbereich stammenden These einer vermeintlichen Stoffwechselstörung, durch die sich die sogenannten „Pyrrole“ bilden, die zu einem Komplex mit Vitamin B6 und Zink zusammenschließen und über den Urin ausgeschieden werden.
Die KPU ist weder im Veterinär- noch im Humanbereich anerkannt. Sie konnte auch noch nie wissenschaftlich nachgewiesen werden und hat sich stattdessen zu einem wahren Goldesel entwickelt. Viele Pferdebesitzer werden durch die vermeintliche „Diagnose“ KPU jedoch immer noch verunsichert. Das liegt unter anderem daran, dass zahllose, sehr allgemeine Symptome der KPU zugeschrieben werden. So zum Beispiel Spurenelementmängel und Vitaminmängel beim Pferd, ein allgemein schlechtes Erscheinungsbild, ein schwaches Immunsystem, Lethargie und Müdigkeit. Aber auch multifaktorielle Erscheinungen wie Kotwasser oder Durchfälle, Koliken und Aufgasungen. Auch an sich genetische Erkrankungen wie das Sommerekzem oder die Polysaccharid Speicher Myopathie Typ 1 (PSSM1) werden der KPU zugeschoben. Leidet das Pferd an Leber- oder Nierenproblemen, soll auch dies an der KPU liegen. Gleiches gilt für das Headshaking sowie diverse Atemwegserkrankungen beim Pferd. Gelegentlich wird auch ein Zusammenhang zur Adipositas, dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS), PPID und Hufrehe nicht etwa mit einer Überfütterung in Verbindung gebracht, sondern selbstverständlich mit KPU. Für die Diagnostik von KPU wird Urin auf den Gehalt des Kryptopyrrols hin untersucht. Danach werden meist äußerst aufwändige und teure Kuren und Therapien empfohlen, die zum Teil über mehrere Jahre gegeben werden sollen und hunderte von Euro verschlingen können. Oft kommen sogar Stoffe zum Einsatz, die für die Pferdeernährung nicht zugelassen sind. Wird KPU durch einen Therapeuten oder Berater diagnostiziert, ist höchste Vorsicht geboten. Oft verdienen diese Therapeuten oder Berater sehr gut an den vermeintlichen Futter- und Heilmitteln mit. Eventuell empfiehlt sich ein Wechsel des Therapeuten oder Beraters.
Wenn ein Pferd nicht gut aussieht, diffuse Symptome und diverse große und kleine Probleme entwickelt sowie sichtbar unter sogenannten „strukturellen Mängeln“ leidet, sollte ein guter Ernährungsberater und der Tierarzt hinzugezogen werden. Egal ob ein allgemein schlechtes Erscheinungsbild, Lethargie, Müdigkeit oder Leistungsschwäche, hartnäckige Atemwegserkrankungen, ein schwaches Immunsystem, wiederkehrende Hauterkrankungen, Kotwasser oder Durchfälle, Koliken und Aufgasungen, Leber- und Nierenprobleme. Aber auch Adipositas, Hufrehen, EMS und PPID – hier muss ein Fachmann hinzugezogen werden. Achten Sie bei der Wahl des Ernährungsberaters darauf, ob dieser eine mindestens 2-jährige Fachausbildung durchlaufen hat. Oft besteht ein bereits lange bestehender Ernährungsfehler. Dieser muss durch den Ernährungsberater sichtbar gemacht und korrigiert werden. Dazu muss das Pferd durch den Tierarzt auf weitere, mögliche Erkrankungen, wie zum Beispiel eine Magen- oder Darmreizung, hin untersucht werden. Liegen solche Erkrankungen vor, müssen diese parallel zu einer sinnvollen und nachhaltigen Ernährungsumstellung behandelt werden. Sobald die wahre Problematik sichtbar gemacht wurde, kann das Problem aktiv behandelt werden. In der Regel dauert eine Behandlung eines solchen chronisch-fehlernährten Pferdes ca. 6 Wochen. Die beste Prophylaxe gegen KPU ist der kritische und verantwortungsvolle Umgang mit Informationen und eigene Bildung. Als Pferdebesitzer macht es daher Sinn, sich umfassend über diese vermeintliche Erkrankung zu informieren, bevor man teuren und oft nicht zielführenden Therapien zustimmt.