Stoffwechsel

PSSM2

Veröffentlicht am 31.07.2023
Bei PSSM2 oder auch der Polysaccharid Speicher Myopathie Typ 2 handelt es sich um einen Sammelbegriff für genetische Muskelerkrankung bzw. Auffälligkeiten bei Pferden. Allerdings ist der Name irreführend, denn es handelt sich nicht um eine Polysaccharid Speicher Myopathie. Trotzdem hat sich der Begriff für muskuläre Auffälligkeiten und Symptome, die nicht PSSM1 sind, weit verbreitet.
Was ist unter PSSM2 bei Pferden zu verstehen?

Bei PSSM2 handelt es sich um einen Sammelbegriff verschiedener erblicher genetischer Mutationen an unterschiedlichen Genen des Pferdes. Auch wenn vielerorts der Eindruck erweckt wird, sind diese Krankheiten und Symptome aufgrund möglicher Mutationen bislang wissenschaftlich nicht validiert. Das bedeutet, dass es keine ausreichenden Studien für einen eindeutigen Beleg gibt. Trotzdem hat sich bereits ein bunter Markt für Therapien, Futtermittel und Heilmittel entwickelt. Allerdings steht außer Frage, dass viele Pferde mit diesen Mutationen nicht gesund sind bzw. ein aufwändiges Haltungs- und Fütterungsmanagement und Konzept benötigen. Allerdings gibt es auch unzählige symptomfreie Pferde mit einer PSSM2-Mutation. Daher muss und sollte man als betroffener Pferdehalter zum aktuellen Zeitpunkt zunächst das Haltungs- und Fütterungsmanagement kontrollieren und optimieren bis echte Studienergebnisse veröffentlicht sind und vorliegen. Die meisten Pferde mit PSSM2 zeigen zu den muskulären Symptomatiken ein dauerhaftes Protein-, Mengen- und Spurenelementdefizit. Meist kommt diese Situation daher, dass davon ausgegangen wird, dass man ein solches Defizit im Blutbild erkennen kann. Daher wurde noch nie eine echte Rationsbilanzierung für das Pferd erstellt. Die Annahme, dass man Defizite im Blut sehen könne, ist jedoch nicht korrekt. Ein Blutbild kann keine ausreichende Basis für eine Rationsgestaltung bietet. Daher muss man bei einem Pferd mit PSSM2 eine professionelle und wissenschaftliche Futterberatung in Anspruch nehmen, die eine genaue Analyse des Raufutters beinhaltet, sowie eine Rationskalkulation offenlegt.

Symptome Gibt es typische Symptome von PSSM2 bei Pferden?

Die Symptome, die einer Erkrankung an PSSM2 in den verschiedenen Formen zugeschrieben werden, sind sehr beliebig und können auch auf zahllose andere Erkrankungen hindeuten. Daher sollte man bei kranken Pferden mit PSSM2 Diagnose immer auch andere Erkrankungen im Auge behalten. Zu den Symptomen gehören wiederkehrende und unspezifische Lahmheiten sowie ein hoher Muskeltonus bis hin zu Muskelkrämpfen. Sie sind sehr steif und können Probleme mit der Beweglichkeit haben. Manche Pferde verlieren an Muskelmasse oder es kommt zu Verletzungen, die aussehen wie eine Trittverletzung. Gelegentlich bildet sich bei diesen Pferden ein Ödem rund um die Muskelverletzung. Einige Pferde zeigen Kreuzverschläge nach Stresssituationen oder größeren Belastungen. Vor allem diese Pferde sind oft fest im Rücken und zeigen eine steil aufgestellte Hinterhand. Ähnlich wie bei Pferden mit PSSM1 haben diese Pferde einen hohen Creatin-Kinasewert im Blut, was auf einen Muskelzellverlust hindeutet. Manche Pferde entwickeln neben Ataxien auch ein unspezifisches Muskelzittern, vor allem nach der Belastung. Auch Headshaking und Kotwasser werden neuerdings PSSM2-Mutationen zugeschrieben. Problematisch in der Zuweisung der Symptome zu den einzelnen Genmutationen ist die nicht ausreichend veröffentlichte Datenlage. Viele dieser Symptome treten auch auf, wenn das Pferd großen psychischen oder physischen Stress hat oder es zu langanhaltender suboptimaler Fütterung gekommen ist.

Ursachen Ursachen von PSSM2 bei Pferden – Die richtige Diagnose stellen

PSSM2 wird via Gentest durch eine Analyse der Haarfollikel untersucht. Dabei testet man auf die Formen P2, P3, P4, die sich durch Fehlfunktionen an der Z-Scheibe der Muskelfaser zeigen, auf die Formen P8 und K1, die eine Mutation an der Zellmembran zeigen sowie auf die Mutation Px als Veränderung an den Kalziumkanälen der Zellmembranen. Dazu herrscht die Annahme vor, dass je mehr Genmutationen ein Pferd zeigt, desto stärker fallen die Symptome aus. Dazu soll Px als Verstärker von Symptomatiken fungieren.

Kann PSSM2 bei Pferden behandelt werden?

Es gibt keine Heilung von PSSM2. Die Behandlung begründet sich aktuell in einer Haltungs- und Ernährungsoptimierung. Pferde mit PSSM2 müssen in Laufhaltungen gehalten werden. Sie sollten nicht in der Box stehen. Dazu benötigen sie, genau wie an PSSM1 erkrankte Pferde, in der Regel Schutz vor Kälte und Nässe in Form einer Decke. Sie müssen dazu täglich bewegt werden. Eine reine Offenstallhaltung ist nicht ausreichend. Zu der Bewegung gehört eine sehr langsame und penibel durchgeführte Aufwärm- und Abwärmphase.

Fütterungsempfehlung Pferde mit PSSM2 unterstützen – Das passende Pferdefutter bei PSSM2 finden

Pferde mit PSSM2 können vermutlich relativ normal ernährt werden. Die meisten Pferde mit PSSM2 vertragen bei Bedarf Getreide. Trotzdem sollte man auf jeden Fall eine Kohlenhydratüberfütterung vermeiden. Gleichzeitig muss die Ration an Eiweiß ausreichend sein. Wie bei allen Pferden kann ein langanhaltender Eiweißmangel Symptome wie wiederkehrende und unspezifische Lahmheiten oder einen hohen Muskeltonus mit Muskelkrämpfen auslösen. Pferde mit Eiweißunterversorgung sind sehr steif und neigen zu Gelenksproblemen. Sie verlieren deutlich an Muskelmasse, sind lethargisch oder aggressiv, panisch und neigen zu Muskelverletzungen. Vor allem Stresssituationen sind für ein eiweißunterversorgtes Pferd problematisch. Gelegentlich wird empfohlen, Pferden mit PSSM2 extrem große zusätzliche Eiweißmengen von bis zu 1,5kg Sojaschrot oder ein Sojamischfutter zur Grundration Heu zuzufüttern. Davon ist dringend abzuraten, denn eine solche Fütterung wäre für das Pferd toxisch! Das Pferd kann nur eine geringe Eiweißüberfütterung tolerieren. Sinnvoller ist es, zunächst die aktuelle Ration von einem Fachmann anschauen zu lassen. Leidet ein Pferd unter PSSM2 ist eine Raufutteranalyse durch ein Fachlabor unumgänglich. Ein 500kg schweres Pferd hat einen Proteinbedarf von ca. 400g dünndarmverdaulichem Rohprotein, bei sportlicher Reitweise etwas höher. Ein Großteil davon sollte durch ein hochwertiges Heu gedeckt werden. Kommt es bei der reinen Heufütterung zu einem Eiweißdefizit, deckt man die Fehlmenge mit einer Mischration aus verschiedenen Eiweißquellen, um eine größtmögliche Aminosäurenvarianz zu erreichen. Daher bietet sich eine Mischung aus Luzerne, Reiskleie, Leinsamen, Bierhefe, Spirulina und eventuell Sojaschrot an. Neben dem Eiweiß braucht ein Pferd mit PSSM2 auch eine ausreichende und ggf. zu Beginn der Ernährungsanpassung leicht höhere Dosis an Magnesium, Vitamin E und Vitamin C in der Ration. Aber auch die Nährstoffe Eisen, Zink und Mangan dürfen nicht fehlen. Jedoch können hohe Überdosen an Zink und Mangan durchaus Langzeitfolgen für das Pferd haben. Daher gilt hier der Leitspruch: Viel hilft nicht viel. Auch Selen und Kupfer dürfen nicht in den Mangel geraten. Aber Vorsicht: Selen kann sehr schnell giftig werden. Trotzdem verschlechtert ein langanhaltender Selenmangel die Symptome von PSSM2. Daher sollte man für sein Pferd ein sehr hochwertiges Mineralfutter auswählen. Durch die Erkrankung oder eine lange anhaltende Fehlfütterung befindet sich das Pferd in einer besonderen Bedarfssituation. Daher ist ein hochwertiges Mineralfutter unumgänglich. Diese findet man vor allem im Sportbereich.