Verdauung

Durchfall

Veröffentlicht am 31.07.2023
Bei Durchfall handelt es sich um das häufige Absetzen von breiigem, flüssigem oder sogar wässrigem Kot. Kurzfristige Durchfälle sind kein Problem. Bessert sich der Zustand jedoch nicht innerhalb weniger Stunden, muss ein Tierarzt hinzugezogen werden.
Krankheitsbild Wie äußert sich Durchfall bei meinem Pferd?

Durchfall beim Pferd kann eine kurzfristige und unbedenkliche Erscheinung sein. Bleibt er aber mehr als einen Tag, kann es schnell ein lebensbedrohender Zustand werden. Durchfall kann viele Auslöser haben. In Stresssituationen ist Durchfall normal und verschwindet von alleine wieder. Auch im Anweideprozess muss man sich in den meisten Fällen keine Sorgen machen. Tritt Durchfall aber spontan und vor allem massiv aus, muss man genauer hinschauen. Durchfälle werden oft in einem Satz mit Kotwasser genannt. Jedoch sollte man beide Phänomene voneinander trennen. Bei Kotwasser handelt es sich um das Absetzen von freiem Darmsekret. Der Kot ist aber allenfalls breiig, meist geformt. Bei Durchfall wird der Kot komplett breiig und flüssig. Werden Pferde mit Durchfall apathisch, lethargisch, entwickeln Fieber oder Koliken ist dies ein Notfall für den Tierarzt. Durch den Durchfall verliert das Pferd eine große Menge Flüssigkeit. Oftmals werden auch Elektrolyte ausgeschwemmt.

Ursachen Welche Ursachen hat Durchfall beim Pferd?

Durchfall beim Pferd kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Bakterielle Infektionen sind der häufigste Auslöser, meist mit Eschericha coli durch die Tränke, gefolgt von Salmonellen durch verdorbene Futtermittel. Sie sind unangenehm und bedürfen oft langwierigen Behandlungen. Auch Corona- und Adenoviren sowie Darmparasiten könnten Durchfälle auslösen. Häufig treten schwere Durchfälle durch diese bakteriellen Infektionen zusammen mit schweren Koliken auf. Colibakterien nimmt das Pferd hauptsächlich durch verseuchtes Trinkwasser auf. Etwa durch Zisternen- oder Brunnenwasser nach einer Dürre oder Überschwemmung.

 In den letzten Jahren haben sich aufgrund der großen Dürren die Fälle mit Escherichia-coli-Infektionen vervielfacht. Auch Salmonelleninfektionen kamen durch die Hitze vermehrt vor. Schwere Magengeschwüre führen oft zu Durchfällen. Daher ist hier ein besonderes Augenmerk drauf zu richten. Kleine Magenschleimhautreizungen verschlechtern sich auch bei der Gabe von schleimhautreizenden Medikamenten oder Futterzusätzen. Einige Medikamente sind bekannt für schwere Durchfälle als Nebenwirkung. Tees mit großen Mengen ätherischer Öle, wie zum Beispiel Anis-Fenchel-Kümmel-Tee können ebenfalls schwere Durchfälle begünstigen. Ist das Pferd stark mit Darmparasiten infiziert, wie den kleinen Strongyliden oder Bandwürmern begünstigt dies auch die Entstehung von Durchfall. Strongyliden haften der Darmwand an und sorgen dort für Entzündungen. Bandwürmer beißen sich im Dünndarm vor dem Übergang zum Blinddarm fest. Ihr Wachstum kostet das Pferd sehr viel Kraft. Gleichzeitig kann es zu schweren bakteriellen Dysbiosen kommen, da der Bandwurm das Schließen dieses Übergangs verhindert. Verdauungssekret kann ungehindert vom Dünndarm in den Dickdarm fließen, Verdauungssekret kann zurück in den Dünndarm strömen. Es kommt zu großen Reizungen der Darmschleimhaut, Aufgasungen und eben Durchfällen. Auch schwere Spulwurmbefälle können diese Probleme auslösen. Große Mengen an Spulwürmern haften sich an der Dünndarmwand an und sorgen für partielle und temporäre Verstopfungen. Dies kann gerade bei Jungpferden zu schweren Problemen führen. Nach Aufnahme größerer Mengen Sand oder Erde, kann es zu Reizungen und Entzündungen des Darmes, Verstopfungen und daraus resultierenden Durchfällen kommen. Verdorbene Futtermittel wie schimmeliges Heu oder nachgärende Heulage belasten nicht nur die Leber, sondern können beim Pferd schwere Durchfälle auslösen, sobald das Pferd sie aufgenommen hat. Aber auch Heu, welches noch nicht ausreichend abgelagert wurde und die Schwitzphase nicht abgeschlossen ist. Dies geschieht durch eine Abstoßungsreaktion des Körpers. Neben dem Durchfall zeigt das Pferd auch Vergiftungserscheinungen wie starkes Schwitzen und Koliken. Andere Vergiftungen wie zum Beispiel durch Giftpflanzen, zu viel Selen, Kupfer, Schwermetalle wie Blei belasten und vergiften nicht nur die Leber des Pferdes, sondern gelten auch als massive Auslöser für Durchfall. Bei Pferden mit Lecksucht löst die große Menge an aufgenommenem Natrium und Chlorid den Durchfall aus. Lecksucht zeigt sich durch übermäßiges Lecken und Fressen am Salzleckstein. Bei hohen Dosen droht zudem eine Azidose und die massive Dehydration, da das Pferd auch die Wasseraufnahme einstellt. Es kommt zunächst zu Durchfall, danach jedoch zu einem Kreislaufversagen aufgrund eines Flüssigkeitsmangels. Auch zu geringe Raufuttergaben oder zu hohe Dosen an Rohfaser lösen Durchfälle aus. Zum Beispiel bei gravierenden Rationsfehlern wie ausschließlicher Fütterung von Stroh oder Rauffuttermengen von nur 1 kg Heu / 100 kg Körpermasse. Da der Verdauungstrakt des Pferdes generell sehr empfindlich ist, sollten Futterwechsel immer langsam geschehen. Wird der Futterwechsel aber abrupt von heute auf morgen durchgeführt, ist Durchfall mehr als wahrscheinlich. Dieser kann auch mit schweren Aufgasungen einhergehen, da die Darmflora völlig aus dem Ruder läuft. Große Mengen Brot, rohe Kartoffeln, Zuckerrüben und kiloweise Möhren belasten den Verdauungstrakt genauso wie Fallobst. Die Verfütterung von Weizen, Roggen oder ungequetschte Gerste lösen schwere Durchfälle aus. Aber auch die Gabe von nicht ausreichend gelagertem Getreide wie Hafer. Bei Fohlen können verschiedene Auslöser Durchfälle begünstigen. Das kann einerseits eine bakterielle Infektion sein, ein schwaches Immunsystem oder zu hoher Fettgehalt der Stutenmilch. Aber auch zu kaltes liegen oder allgemeines frieren kann Fohlendurchfall begünstigen. Fohlendurchfall ist immer ein Notfall, da das Fohlen extrem schnell dehydrieren kann und sehr schnell an Lebenskraft verliert.

Wie behandele oder schütze ich mein Pferd bei Durchfall?

Zunächst muss der Auslöser für den Durchfall gefunden werden. Handelt es sich um eine bakterielle Infektion oder um einen Virusinfekt, benötigt das Pferd tierärztliche Hilfe. Dazu bedeutet gerade eine Salmonelleninfektion ein straffes Hygienemanagement für den gesamten Stall. Dazu gehört die Desinfektion aller Stall- und Laufflächen sowie tägliche Desinfektion aller Heunetze, Tränken, Futtertröge und Stallutensilien wie Mistgabeln und Schubkarren. Vorsicht: Salmonelleninfektionen bei Pferden können problemlos auf Menschen übertragen werden. 

Infektionen mit Escherichia-coli-Bakterien müssen zunächst durch Abstellen der Ursache behandelt werden. Dieser ist meistens das Trinkwasser oder Heu aus Heubedampfern, die nicht heiß genug werden. Eventuell muss von Brunnenwasser auf Trinkwasser umgestellt werden. Dazu muss die gesamte Tränkenanlage mit einer Desinfektionslösung gespült werden. Alle Selbsttränken müssen über mehrere Tage täglich desinfiziert werden. Zur Behandlung der individuellen Tiere kann eine Antibiose durch den Tierarzt notwendig werden. 

Leidet das Pferd unter Magengeschwüren oder unter einer Darmreizung wird diese medikamentös mit den Wirkstoffen Sucralfat und Omeprazol behandelt. Bei Darmentzündungen kommt gelegentlich auch Kortison zum Einsatz. Hier kann auch ein magenunterstützendes Zusatzfuttermittel und ein Mash aus Leinsamen, Weizenkleie und Haferflocken helfen, den Durchfall zu überwinden. Wichtig ist allerdings, die Ursache für das Magengeschwür zu finden. Stress sowie zu wenig Raufutter sind die Hauptauslöser für Magenerkrankungen bei Pferden. 

Wenn Darmparasiten das Pferd übermäßig bevölkern, schafft eine gezielte Wurmkur Abhilfe. Allerdings sollte zunächst die Art und die Menge der Parasiten bestimmt werden, um das richtige Präparat einzusetzen. Gerade bei resistenten Parasiten muss eine Wirksamkeitskontrolle stattfinden. Nach der Entwurmung sollte das gesamte Hygienemanagement des Stalles überprüft werden, um eine Neuinfektion zu verhindern und eventuell bestehenden hohen Parasitendruck zu verringern. Verdorbene oder schlicht ungeeignete Futtermittel sind natürlich sofort wegzulassen. Gerade verdorbenes Heu oder verdorbene Heulage muss aus dem Stallumfeld entfernt werden. Toxische Dosen an Mineralstoffen und sonstige giftige Substanzen aus Pflanzen dürfen nicht in das Pferd gelangen. Auch große Mengen Fallobst oder Brot gehören nicht in das Pferd. Sie übersäuern den Darm. Ist der Durchfall durch einen zu abrupten Futterwechsel zustande gekommen, sollte das gewohnte Futtermittel wieder angeboten werden. Der Wechsel kann dann nach Beruhigung des Darmes erneut, aber viel langsamer vollzogen werden. Generell sollten Futterwechsel nicht schnell vollzogen werden. Jedes neue Futtermittel muss über sieben Tage, besser vierzehn Tage eingeschlichen werden. Das gilt sowohl für den Wechsel von Heusorten als auch bei Kraftfutter und Mineralfutter. 

Je nach Zustand des Pferdes ist eine zeitnahe veterinärmedizinische Intervention notwendig. Ist das Pferd dehydriert, erscheint lethargisch und ist instabil im Kreislauf sind Infusionen und Aufbaupräparate dringend notwendig. Bis zum Eintreffen des Tierarztes sollte das Pferd allerhöchstens ruhig gehen. Dazu muss das Pferd jederzeit Zugang zu frischem Wasser haben. Man darf es aber keinesfalls arbeiten. Eventuell kann man das Pferd mit ein wenig Apfel- oder Möhrensaft zum Trinken animieren. Oft wird der Tierarzt dann neben der Infusion versuchen den Durchfall zumindest für eine Weile zu unterdrücken, bis die Auslöser eindeutig bekannt sind. Dazu werden spezielle Präparate verabreicht, die das Wasser im Darm binden sollen. Ansonsten verliert das Pferd weiter viele wichtige Nährstoffe über den Kot. Daher enthalten sie neben Cellulose auch häufig Gesteinsmehle wie Bentonit. Diese binden Wasser im Darm.

Fütterungsempfehlung Wie kann ich mein Pferd bei Durchfall mit Futter unterstützen?

Pferde mit Durchfällen benötigen viel Flüssigkeit und Elektrolyte. Jegliche Gabe von Zusatzfuttermitteln muss aber unbedingt mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden, um keine Kreuzreaktionen zu erzeugen oder unbewusst das Pferd weiter zu schwächen. Ist dies abgeklärt, kann man langsam beginnen, dem Pferd aufgeweichte Heucobs anzubieten. Diese kann man mit getreidefreiem Mash anreichern. Dazu kann das Pferd ein hochwertiges Mineralfutter und ein unterstützendes Elektrolyte-Präparat erhalten. Aber hier gilt der Grundsatz: Weniger ist mehr. Das Mineralfutter sollte auf jeden Fall einen hohen Gehalt an Vitamin B enthalten. Um den Darm zu beruhigen hat sich auch die Gabe von nur leicht angeschwemmten Leinsamen bewährt. Ein Großpferd kann 80 g Leinsamen erhalten. Diese Ration kann auf zwei oder drei Mahlzeiten aufgeteilt werden. Dazu kann man auch bis zu 150 g Biertreiberhefe verabreichen. Beides sollte aber sehr langsam angefüttert werden. Außerdem kann man das Pferd sehr gut mit Kräutern unterstützen. Gerade bei Verdauungsbeschwerden ist die Gabe von Kamillenblüten, Melissenblättern, Spitzwegerich und Schafgarbe sehr gut geeignet. Gerade die Kamille wird gerne bei der Nachbehandlung von Durchfällen durch bakterielle Infektionen eingesetzt. Sie kann helfen, die gereizte Darmschleimhaut zu beruhigen. Melisse, Spitzwegerich und Schafgarbe helfen dem Darm seine normale Tätigkeit wieder aufzunehmen. Auch etwas Ulmenrinde hat sich durch ihre Schleimhautunterstützende Wirkung als hilfreich erwiesen. Bei allen Futtermitteln gilt, dass sie langsam eingeschlichen werden müssen.