Verdauung

Wurmbefall

Veröffentlicht am 31.07.2023
Darmparasiten gehören zum Pferd dazu. Es gibt kein wurmfreies Pferd. Trotzdem können sie, bei übermäßiger Vermehrung ein Pferd krank machen. Manche Würmer sollte man daher gut im Auge behalten, denn wenn sie auftreten, können sie die Gesundheit des Pferdes stark negativ beeinflussen.
Wurmbefall beim Pferd erkennen

In Deutschland gibt es eine Reihe an Darmparasiten bei Pferden. Die am häufigsten vorkommenden sind die kleinen Strongyliden oder auch Blutwürmer, die Spulwürmer, die Zwergfadenwürmer, die Magendassel und der Bandwurm. Beinahe ausgerottet sind die großen Strongyliden. Würmer leben in Symbiose mit dem Pferd. Das Pferd entwickelt idealerweise bereits im Fohlenalter eine gesunde Immunreaktion auf die Parasiten. Bei einem gesunden und korrekt aufgezogenen Pferd reguliert sich der Wurmbestand der meisten Parasiten also ganz von allein. Dazu gehören vor allem die kleinen Strongyliden und die Spulwürmer. Ist das Pferd jedoch immunschwach oder sehr großem Parasitendruck ausgesetzt, kann es sein, dass die Anzahl der Würmer über ein Maß hinaus ansteigt und dann auch gesundheitliche Probleme zur Folge haben kann. Generell ist es aber nicht im Interesse des Wurmes seinen Wirt, also das Pferd, zu schädigen. Starke Wurmbefälle verschlechtern zunächst diffus den Allgemeinzustand des Pferdes. Das Fell wird stumpf und das Pferd baut Muskulatur ab. Der Bauch erscheint manchmal sehr dick und aufgedunsen. Es kann zu Aufgasungen des Dickdarms und Koliken kommen. Das Blutbild zeigt oft einen Eisenmangel und eine starke Immunreaktion. Manche Parasiten können Magenprobleme hervorrufen. Das Pferd flehmt und gähnt viel, frisst schlecht und knirscht mit den Zähnen. Je nach Parasitenart beginnt das Pferd sich stark am Hintern zu scheuern. Ob ein Pferd sichtbar Würmer ausscheidet, sagt nichts über den tatsächlichen Wurmbefall aus. Es kann sein, dass niemals Würmer im Kot sichtbar sind und das Pferd trotzdem stark verwurmt ist. Auf der anderen Seite kann ein Ausscheiden von größeren Mengen an Würmern ein Anzeichen für ein großes Wurmvorkommen, aber auch für eine gesunde Immunreaktion sein. Würmer leben in verschiedenen Entwicklungsstadien im Pferd, daher kann es zu verschiedenen Zeiten auch unterschiedlich sichtbare Symptome und Wurmsichtungen geben.

Gründe für Wurmbefall beim Pferd

Eine kleine Grundverwurmung ist natürlich und für das Pferd auch unproblematisch. Wenn ein Pferd aber stark von Würmern befallen ist, sollte man genauer hinschauen. Die Gründe können vielfältig sein. Einer der Hauptgründe für einen starken Wurmbefall mit kleinen Strongyliden und Spulwürmern ist mangelnde Stall- und Weidehygiene. Die Eier der kleinen Strongyliden werden über den Kot ausgeschieden und entwickeln sich außerhalb des Pferdes auf der Weide weiter. Sie können problemlos einen Meter weit wandern, und in einem weiteren Entwicklungsstadium über das Gras aufgenommen werden. Im Pferd durchlaufen sie weitere Entwicklungsstadien, bevor sie wenige Wochen später Eier produzieren können, die wiederum ausgeschieden werden. Kleine Weiden müssen daher täglich abgesammelt werden, größere Weiden müssen regelmäßig gewechselt und bei sehr trockenem Wetter abgeschleppt werden, bevor es zu großen Neuinfektionen kommt. 

Ähnlich gestaltet es sich bei Infektionen mit Spulwürmern. Spulwürmer haften sich gerne im letzten Dünndarmabschnitt an die Dünndarmwand an. Kleine Befälle mit dem Spulwurm sind unproblematisch. Bei großer Menge an Spulwürmern kann es zu lebensgefährlichen Verstopfungen des Dünndarms und Anämien kommen. Spulwürmer sind normalerweise eine sogenannte „Jungpferdeinfektion“. Das Jungpferd kommt in der Regel in der Aufzucht in Kontakt mit den Spulwürmern und entwickelt daraufhin eine normale Immunreaktion, die den Befall auf natürlichem Wege dezimiert und in Schach hält. Ist der Infektionsdruck aber enorm, kann es sein, dass das Immunsystem überfordert wird. Klassische Infektionsherde sind unhygienische Ausläufe und Weiden mit Heufütterung vom Boden. Wenn die Pferde nun dort Kot absetzen und das Futter zwischen den Kothaufen zertreten wird, nehmen die Pferde die ausgeschiedenen Spulwurmeier direkt wieder mit auf. Spulwurmeier sind sehr überlebensfähig außerhalb des Pferdes. Gleiches gilt auch für Matratzeneinstreu aus Stroh in sogenannten Laufställen. Auch sie können ein wahrer Spulwurmhort werden. Durch die Aufnahme von Einstreu infiziert sich das Pferd immer wieder und wird damit auch zu einem stark ausscheidenden Wirt. Infektionen mit den Zwergfadenwürmern geschehen durch gemeinsame Kratzstellen und ebenfalls die Aufnahme kontaminierter Futtermittel. Anders als bei den kleinen Strongyliden und den Spulwürmern richten Zwergfadenwürmer im Pferd jedoch keinen Schaden an. Sie produzieren lediglich starken Juckreiz am After. Das Management von Zwergfadenwurminfektionen ist aufwändig und langwierig und beinhaltet neben einem speziellen Wurmkureinsatz auch konsequente Desinfektion aller Scheuerstellen und der Einstreu. 

Bei der Magendassel handelt es sich nicht um einen Darmparasiten im üblichen Sinne. Die Magendassel gehört zu den Insekten. Die Eier und die Larven überwintern im Pferd. Dazu legt die Magendassel im Flug viele Eier auf das Pferd. Diese Eier erzeugen einen Juckreiz. Das Pferd nimmt sie mit dem Maul auf und sie siedeln sich erst in der Maulhöhle, später dann im Magen an wo sie sich über den Winter in Ruhe weiter entwickeln können. Im Frühjahr verlassen sie den Magen und verpuppen sich in der Erde bevor sie als fertiges und flugfähiges Insekt schlüpfen. Im Magen des Pferdes halten sie sich durch ihr Beißwerkzeug in der Magenwand fest. Lassen sich viele Magendassellarven gleichzeitig los, entstehen zahlreiche Läsionen in der Magenwand. Dies führt zu Entzündungen, Magengeschwüren und Koliken beim Pferd. Eine Infektion mit dem Bandwurm geschieht auf der Weide und ist auf einer kontaminierten Fläche nur schlecht zu vermeiden. Das Pferd nimmt über das Gras die Moosmilbe auf, die Bandwurmeier in sich tragen kann. Im Pferd entwickelt sich der Bandwurm weiter und beißt sich meistens im letzten Dünndarmteil fest. Von dort wächst er langsam und stetig. Bei Geschlechtsreife stößt er Segmente ab, die Eier enthalten. Diese Segmente zersetzen sich schnell im Pferdekot, die Eier werden freigesetzt und von der Moosmilbe aufgenommen. So entsteht der Infektionskreislauf.

Was tun bei Wurmbefall des Pferdes?

Wenn ein Verdacht auf eine Wurmproblematik besteht, sollte man eine Kotprobe in ein zertifiziertes Labor für zeitgemäß selektive Entwurmung senden (ZSE). Dort kann sowohl die Menge als auch die Art des Wurmbefalls bestimmt werden. Der Bandwurmtest erfolgt über einen Speicheltest. Auch diese Testkits können in solchen ZSE-Laboren bezogen werden. Sobald feststeht, mit welchem Parasiten und in welcher Menge das Pferd infiziert ist, kann der geeignete Wirkstoff empfohlen werden. Gelegentlich wird noch empfohlen, Pferde viermal im Jahr mit unterschiedlichen Wirkstoffen ohne Befund zu entwurmen. Daraus haben sich jedoch zahlreiche Resistenzen entwickelt, da die Lebenszyklen und die Jahreszeiten nicht ausreichend in dieses Entwurmungsmanagement mit einbezogen wurden. Daher wird heute davon abgeraten. Sinnvoller ist es genau hinzuschauen. Außerdem handelt es sich bei den Wurmkuren um sogenannte Anthelminthika. Diese sind stark gewässertoxisch und sollten daher nur nach Befund und nicht prophylaktisch eingesetzt werden. Nach einer gezielten Wurmkurgabe erfolgt zwei bis drei Wochen später eine Kotprobenkontrolle. Diese zeigt an, ob die Wurmkur erfolgreich war, oder ob eine Resistenz vorliegen könnte. Sie gibt auch einen Aufschluss über die Qualität des Immunsystems des Pferdes.

Fütterungsempfehlung Diese Fütterung unterstützt das Pferd bei Wurmbefall

Bei starken Wurmbefällen ist es notwendig, das Immunsystem durch die gezielte Gabe eines sehr hochwertigen vitaminisierten Mineralfutters zu unterstützen. Auch Kräutermischungen können helfen, das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Allerdings ersetzen Kräutermischungen und sogenannte Wurmkräuter keine Wurmkur. Sie können nur zusätzlich eingesetzt werden. Der Darm kann nach der Wurmkurgabe mit einer 7-tägigen Gabe eines getreidefreien Mashs, sowie Mariendistelsamen unterstützt werden. Auch Esparsette kann aufgrund ihrer Inhaltsstoffe nach der Wurmkur eingesetzt werden.