Während einer Rosse lässt das Horomon „Östrogen“ im Eierstock ein Follikel reifen. Nach wenigen Tagen erfolgt der Eisprung und der Follikel wandert in Richtung Gebärmutter. Gleichzeitig sorgt das Hormon dafür, dass Scheide, Gebärmutterhals und Gebärmutter weicher werden. Die Stute ist bereit für den Deckakt. Aus dem Follikel entwickelt sich der Gelbkörper. Aus diesem wird das Hormon Progesteron freigesetzt, um ein Einnisten des Embryos in der Gebärmutter sicherstellen soll. Dies geschieht in der Regel direkt nach dem Deckakt, um weiteres Aufspringen zu unterbinden. Nach der Bedeckung sinkt der Östrogenspiegel relativ schnell. Allerdings haben beide Hormone auch eine Auswirkung auf das Verhalten des Pferdes. Bei hohen Östrogenspiegeln ist die Stute sehr an vermeintlichen Hengsten interessiert. Sie ist zugänglicher, neugieriger und vor allem anhänglicher als sonst und sucht auch den Kontakt. Durch das Östrogen kann die Stute gelblichen Schleim zusammen mit Urin ausscheiden. Dieser riecht für den Hengst deutlich nach Östrogen und animiert ihn zum Aufspringen. Das danach frei werdende Progesteron wirkt ähnlich wie Testosteron. Stuten mit einem hohen Progesteronspiegel benehmen sich also häufig wie Hengste. Sie entwickeln eine auffallende Lautsprache und vor allem Drohgebärden, um weitere Bedeckung zu vermeiden. Normalerweise ist eine Rosse nach einer Woche vorbei und die Stute beginnt erst knapp einen Monat später wieder damit. Stuten rossen in der Regel zwischen Januar und Ende Juni auffällig, danach werden die Rossen schwächer, das liegt an der Tageslichtlänge. Wenn Stuten jedoch dauerhaft rossen, kann dies verschiedene Gründe haben.
Wenn Stuten auffallend lange und intensiv, oder eben dauerhaft rossen, ist es notwendig das Pferd genau tierärztlich untersuchen zu lassen. Es gibt verschiedene Gründe, warum es zu einer solchen hormonellen Dysbalance kommt. Einer der häufigsten Gründe ist eine Entzündung der Eierstöcke mit Zysten- oder Abszessbildung. Dies kann in einem Ultraschall sichtbar werden. Auch Entzündungen der Gebärmutter kommen vor. Hierzu neigen Stuten gelegentlich auch aufgrund einer anatomischen Besonderheit. Durch die Zucht ist es vor allem bei Warmblütern und Vollblütern zu einer Fehlplatzierung der Scham gekommen, weswegen vor allem blütigere Stuten im Galopp Luft einsaugen könnten. Bei schwerem Kotwasser kann dann auch Darmsekret in die Scheide laufen. Sind Stuten stark übergewichtig und leiden am Equinen Metabolischen Syndrom oder der Insulinresistenz kann es auch zu gynäkologischen Problemen kommen. Durch die hormonelle Dysbalance geraten auch die Sexualhormone aus dem Gleichgewicht. Oft werden die Follikel extrem groß, sodass der Eisprung dieser Stuten sehr schmerzhaft ist. Es kann zu Koliken durch den Schmerz kommen. Wenn ein Eisprung erfolgt ist, entwickeln sie auch oft extrem hohe Progesteronspiegel was sie auffallend hengstig werden lässt. Diese Stuten nehmen schlecht auf, also werden nicht trächtig. Generell sollte auf die Zucht mit Pferden, die adipös oder metabolisch erkrankt sind verzichtet werden. Manche Stuten werden von zu vielen Wallachen oder solchen mit auffallend hengstigem Verhalten zur Rosse animiert. Das Sozialverhalten eines Wallaches, der sich noch für einen Hengst hält, kann also sowohl die Rossedauer als auch die Intensität beeinflussen. Stuten in gemischten Gruppen mit sehr hengstigen Wallachen rossen häufig öfter und stärker als Stuten in gemischten Gruppen wo die Wallache keinerlei Hengstverhalten zeigen. Noch unauffälliger gestaltet es sich in Geschlechtsgleichen Gruppen. Haben Stuten Rosseprobleme, sollten sie also aus der gemischten Gruppe genommen und eher in Stutenherden gehalten werden.
Neigen Stuten zu auffälliger Rosse, sollten alle möglichen Faktoren eliminiert werden, die dieses Verhalten auslösen könnten. Dazu gehört eine Haltungsoptimierung, um Animation durch hengstiges Verhalten von Wallachen auszuschließen. Zudem sollten adipöse Stuten in das Idealgewicht gebracht werden.
Es gibt verschiedene Ansätze eine Rosse wieder in einen normalen Zyklus und auf ein normales Niveau zu bringen. Dazu gehört zum Beispiel das Einsetzen einer Glaskugel in die Gebärmutter, um eine Trächtigkeit zu simulieren. Auch die Gabe eines Medikaments (Progestagen) zur Rosseunterdrückung ist eine mögliche Therapie. Ziehen Stuten Luft in die Gebärmutter kann eine Operation dies verbessern.
Bei übermäßiger Rosse kann die Gabe von Mönchspfeffersamen helfen. Allerdings kann eine Wirkung meist erst nach mehrmonatiger Gabe beobachtet werden. Daher sollte man bei bekannten Problemen ca. 3 Monate vor der Intensivierung der Rosse, also im Oktober, mit der Fütterung beginnen. Leider wirkt Mönchspfeffer nicht bei allen Pferden.